Wir kennen die Freiheitsstatue, Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, Freiheitskämpfer, Freigeister, den freien Willen.
Ja, es gibt sie, die Freiheit. In Begrifflichkeiten.

Es scheint ein Thema zu sein, über das man nahezu ewig philosophieren kann.
Die menschliche Ebene
Was zunächst paradox erscheint, klingt bei genauerer Betrachtung vollkommen logisch: Wenn ich meinen Blick nach außen richte, erfahre ich Begrenztheit. Im Innen aber erfahre ich
Unendlichkeit.
Wenn ich beispielsweise meinen fünf Monate alten Sohn stille, weiß ich: Auch er ist nicht frei. Er ist absolut abhängig von mir und von uns. Er ist darauf angewiesen, dass man sich um ihm
kümmert, ihm zu essen gibt, ihn tröstet, wenn es ihm nicht gut geht und all seine sonstigen Bedürfnisse zu ergründen sucht. Tatsächlich stellt allein unsere Körperlichkeit uns Menschen Grenzen.
Momentan. Noch. Wir müssen atmen, essen, auf die Toilette gehen. Wir brauchen soziale Kontakte und haben einen Drang, uns mit unseren individuellen Fähigkeiten einzubringen.
Zur Zeit ist das noch so. Ich bin der Meinung, dass das unser derzeitiges Level im Menschsein ist und dass wir durch unsere ewige geistige Entwicklung irgendwann in unsere volle Kraft kommen und
immer und überall erfahren, dass der Geist über die Materie herrscht.
Die Seins-Ebene
Am Beispiel meines kleinen Sohnes komme ich in Berührung mit der anderen Ebene unserer Daseinsstruktur. Wenn ich ihn nur anschaue und ihn in dem Moment einfach sein lasse, erfahre ich diese Seins-Ebene, wie Eckhart Tolle sie nennt.
Zusammenfassend sage ich: Auf der menschlichen Ebene können wir keine vollkommene Freiheit erfahren - ich spreche hier von der Freiheit von allem. Wir sind - in unserer
derzeitigen Welt und in unserem derzeitigen Bewusstseinszustand - immer irgendwelchen Grenzen ausgesetzt. Und innerhalb dieser Grenzen sind wir dann frei. Solange wir unterscheiden zwischen gut
und böse, groß und klein, nah und fern, ja selbst zwischen Ich und Du, bleibt uns immer "nur" die Möglichkeit, uns für eine Seite zu entscheiden und gewissermaßen frei zu sein von der jeweils
anderen Seite.
Erreichen wir die Seins-Ebene, sind wir sehr wohl frei von allem - auch von der Freiheit selbst. Denn wenn wir diesen Zustand erfahren, spielen profane Dinge keine Rolle mehr, wir müssen
die Dinge, Situationen und unseren Gegenüber auch nicht mehr benennen. Wir sind einfach. Das bedeutet, dass wir hier alle Möglichkeiten haben. Hier bewegen wir uns außerhalb von Raum und
Zeit, sind ewig und unendlich und unsere Schöpferkräfte wirken uneingeschränkt. Aus meiner Sicht könnte es unser Ziel sein, diese Ebene in Gänze zu erfahren, wieder zu uns selbst zu kommen und
uns zurückzubesinnen auf unsere Ursprünge und unsere ureigenen Fähigkeiten als Schöpferwesen, mit denen wir einst in dieser welt der Dualität inkarnierten.
Wie wäre die Vorstellung, dass die gesamte Menschheit sich auf diese nächste Stufe in ihrem Wachstum befände?

© Maria Seidel
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